In dieser Assemblage habe ich, wie auf einer Bühne, mythische und symbolische Figuren aus verschiedenen Zeiten und Kulturen in einem farbintensiven Tableau versammelt. Sie stehen dort wie eingefrorene Schauspieler in einem Theaterstück, das nicht linear erzählt wird, sondern im Spannungsfeld von Archetypen, kulturellen Chiffren und psychologischer Tiefenstruktur oszilliert.
Im Zentrum der Szene steht Gilgamesch, der urzeitliche König von Uruk, Heros des ältesten überlieferten Epos der Menschheit. Neben ihm tauchen Gestalten auf, die aus ganz anderen Kontexten stammen: eine Madonna mit Kind, ein Pulcinella, eine fragmentierte Frauenfigur und ein Adler. Diese Figuren teilen weder Kulturkreis noch Epoche, doch sie vereinen sich hier zu einem Stelldichein der Mythen.
Gilgamesch: einstiger König und Gott, Archetyp des kulturbringenden Helden. Neben ihm erhebt sich Pulcinella aus der Commedia dell'Arte, der in seiner Ursprungsform als dämonischer Begleiter der „Wilden Jagd“ erscheint. Er blickt in einen Spiegel – Symbol für Narzissmus, Selbsterkenntnis, aber auch Selbsttäuschung. Der Narr ist der Gegenspieler des Helden – nicht durch Kampf, sondern durch Spiegelung.
Die Madonna mit dem Kind verweist auf die „Große Mutter“, eine archetypische Figur, die in der christlichen Ikonographie zur Muttergottes transformiert wurde.
Am Rand sitzt die fragmentierte, bemalte Frauenfigur in einem Boot – eine verletzte Göttin oder eine gestrandete Psyche.
Der Adler – Symbol für Herrschaft, Vision und göttliche Kraft – steht wachsam auf einem Hügel, bereit zum Flug oder Angriff. Er ist Wächter und drohendes Unheil zugleich, ein Vogel des Olymp wie auch der Apokalypse.
Was diese Assemblage auszeichnet, ist die radikale Gleichzeitigkeit: Kein Narrativ hält die Figuren zusammen, keine Handlung verbindet sie. Und doch sprechen sie zueinander – in Farben, Blicken, Körperhaltungen. Der mythologische Kosmos ist hier nicht linear erzählt, sondern montiert – wie in einem Traum, in dem Zeit, Raum und Identität aufgehoben sind.