„Fantasy“ verweist auf „Phantasie“ und vor allem auf „Einbildungskraft“. Der Begriff „Phantasie“ leitet sich vom altgriechischen „Phantasma“ ab, womit „Erscheinung, Bild, Vorstellung, Gesicht“ wie auch ein von der Gottheit gesandtes „Vorzeichen, Wunder, Traumbild oder Gespenst“ gemeint ist. Nach dieser frühen Begriffsbestimmung wäre ein Phantasma eine Erscheinung, ein Traumbild oder gar ein Gespenst.
„Zwischen Renaissance und 19. Jh. verlagerte sich das europäische Denken (die sich verwestlichende, sich als „Bild“ vorstellende Welt) vom Gemälde auf den Projektionsschirm, von der Repräsentation auf die Präsentation, von der Idee auf das Bild, oder, noch genauer, vom Phantasma auf die Einbildungskraft. Man könnte es auch anders sagen: von der Ontologie auf die Phänomenologie, vom Sein auf das Erscheinen also, von der Form auf die Formbildung oder von der Materie auf die Kraft, von der Idee auf die Anwendung…von der Sicht auf das Sehen…vom Bild als Lüge auf die Wahrheit als Bild.“[1]
Die Einbildungskraft ist kein niedriges Erkenntnisvermögen.
Fantasy ist bekanntlich ein weit gespanntes Genre, das sowohl die klassische Phantastik wie auch moderne Ausprägungen in Kunst, Literatur, Musik und vor allem im Film und Video umfasst. „Phantastische“, groteske Strukturen finden sich in meinem Werk von Anfang an.
Meine Bildquellen finde ich in früherer Kunst, in eigenen Fotos, in Comics, Emojis und neuerdings auch in KI-generierten Bildern. Basis meiner Kunst sind Collagen und skulpturale Montagen, die zum Teil in Malerei umgesetzt werden. In meinen Bildern und Skulpturen geht es um Imaginationen, die unsere Einbildungskraft ansprechen und eine Fülle von Bedeutungen, Assoziationen und Gefühlen auslösen können und die damit die pure Autonomie des Kunstwerks erweitern. Ziel wäre ein spannungsreiches Zusammenfallen der Gegensätze.
Die Moderne ist durch die Macht der „wahren“ Trugbilder, der Phantasmen charakterisiert, die die Struktur der Repräsentationen, der Modelle und der Kopien dekonstruieren. In meiner Kunst sehe ich eine Neujustierung des westlichen Subjekt-Objekt-Verhältnisses, da es hier keine von einem allmächtigen Subjekt getrennten Objekte mehr gibt. Alles ist gleichermaßen präsent. Damit können meine Re-Inszenierungen ein intersubjektives Erfahrungsfeld sein.
[1] Jean-Luc Nancy, Am Grund der Bilder, Zürich-Berlin 2006, S. 135