Dionysos und Christus

 

Es lassen sich einige symbolische Ähnlichkeiten zwischen der Figur des Dionysos und der des Christus im Christentum feststellen. Beide sind mit Ritualen verbunden, die den Gebrauch von Wein vorsehen. Bei Dionysos findet dies im Kontext der dionysischen Mysterien statt, während es bei Christus im Letzten Abendmahl der Fall ist, bei dem Wein als sein Blut interpretiert wird.Darüber hinaus lassen sich thematische Ähnlichkeiten in ihren Geschichten feststellen, wie etwa die Idee des Leidens, des Todes und der Auferstehung. Dionysos wurde in einigen Mythen getötet und wiedergeboren, was ein starkes Motiv der Erneuerung und der Unsterblichkeit ist. Die zentrale Botschaft des Christentums, die Erlösung und das ewige Leben, wird durch die Kreuzigung und Auferstehung Christi vermittelt.

 

In Nietzsches philosophischem Denken verkörpern Christus und Dionysos zwei zentrale Figuren, welche für den Philosophen grundlegend gegensätzliche Lebensauffassungen und Werte symbolisieren. Nietzsche sah in Dionysos die Verkörperung des Lebenswillens, der Kreativität sowie der Überschreitung konventioneller moralischer Grenzen. Dionysos steht für das Prinzip der Lebensbejahung, der Ekstase und des Rausches, welche Nietzsche als essentiell für die künstlerische Schöpfung und die tiefsten menschlichen Erfahrungen ansah.

"Der christlichen Besessenheit steht die dionysische "mania" gegenüber; dem christlichen Rausch der dionysische; der Kreuzigung Christi die dionysische Zerstückelung; der christlichen Auferstehung die dionysische Wiedergeburt; der christlichen Transsubstantiation die dionysische Transmutation (Umwertung)." (Gilles Deleuze, Nietzsche und die Philososphie)

In "Der Antichrist", einem seiner späteren Werke, kritisiert Nietzsche zwar das Christentum, stellt aber Christus als positiv, als jemand, der schon im Leben erlöst war, dar.

 

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