In dieser Serie von digitalen Collagen mit dem Titel „Heiliger Konsum“ entsteht durch die Überlagerung von Bildern der Werbung mit Motiven der religiösen Malerei des Mittelalters und der Renaissance wie auch des indischen Pop-Götterhimmels einerseits eine Metamorphose in Richtung von der Religion zur Werbung, andererseits von der Werbung zur Religion.
Dabei geht es mir weder um bloße Konsumschelte noch um gewöhnliche Religionskritik, sondern um Phänomene und Perspektiven.
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In vielen Kulturen können spezifische Konsummuster als rituelle Praktiken betrachtet werden, die sowohl persönliche als auch kollektive Identitäten formen und bestätigen.
Die Auswahl bestimmter Produkte oder Marken kann als symbolische Handlung verstanden werden, durch die Individuen ihre Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen und kulturellen Gruppen ausdrücken.
Manche Menschen mögen im Akt des Konsums eine Form der spirituellen Erfüllung finden, insbesondere wenn sie Produkte erwerben, die sie als ästhetisch ansprechend oder emotional bereichernd empfinden. Hier wird die Nähe zur Religion deutlich.
Produktdesign ist ein zentraler Bestandteil der Warenästhetik. Designer arbeiten intensiv daran, Formen, Farben und Materialien so zu wählen, dass sie möglichst ansprechend wirken. Dies kann die Auswahl spezifischer Farbschemata, Formen, die angenehm in der Hand liegen, oder Materialien, die hochwertig erscheinen, umfassen. Die ästhetische Gestaltung soll sicherstellen, dass das Produkt sich von anderen abhebt und eine starke Anziehungskraft auf den Käufer ausübt.
Damit wird den Produkten ein symbolischer Wert verliehen, der den möglichen Konsumenten sozusagen anlächelt.
Dies kann Freude, Begehren, Zufriedenheit oder ein Gefühl der Zugehörigkeit sein. Marken investieren stark in die Schaffung einer visuellen Identität, die solche Emotionen weckt, was oft durch Werbung, Verpackungsdesign und die Präsentation der Produkte unterstützt wird. Dadurch können emotionale Abhängigkeiten entstehen, die aber durch den gezielten Konsum von "Fakes" konterkariert werden können und so die Warenästhetik in eine Art Spiel verwandeln.
Der Begriff des „heiligen Konsums“ weist eine starke Nähe zur Kunst auf, besonders wenn man betrachtet, wie Produkte und deren Konsum ästhetisch und symbolisch inszeniert werden.
In der modernen Marktwirtschaft werden viele Produkte für ihre ästhetische Anziehungskraft entwickelt. Diese Ästhetisierung macht den Konsumprozess ähnlich der Erfahrung von Kunst, bei der die sinnliche Wahrnehmung und die emotionale Reaktion zentral sind. Designer und Künstler arbeiten oft zusammen oder überschneiden sich in ihren Rollen, um Produkte zu schaffen, die sowohl funktional als auch visuell beeindruckend sind, z.B. wenn Künstler Autotypen gestalten wie Andy Warhol oder Frank Stella.
Manche Produkte, nicht nur im Luxussegment, werden sowieso als Kult und Kunst wahrgenommen und benützt.
Kunst kann eine Plattform für kritische Auseinandersetzungen mit Konsumkulturen entwickeln, besonders die Pop-Art, deren Strategie oft darin besteht, durch scheinbare Affirmation eine kritische Distanz zu schaffen.
In neuerer Zeit wird die Warenästhetik auch im Kontext von Nachhaltigkeit und Ethik diskutiert. Es gibt eine wachsende Bewegung hin zu Designs, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch umweltfreundlich und ethisch unbedenklich sind. Dies umfasst die Verwendung nachhaltiger Materialien und die Schaffung von Produkten, die langlebig und reparierbar sind, um so den negativen Umwelteinfluss des Konsums zu minimieren. Allerdings gewinnen solche Labels von Nachhaltigkeit auch wieder einen ästhetisch oberflächlichlichen Charakter, dessen "Wahrheit" nicht immer überprüfbar ist.
Alle Arbeiten: 2008, High Definition Print/Dibond, 60 x 40 cm