Gemälde 1

In meiner Werkreihe Metamorphose geht es mir um das Unbestimmbare – jene Zwischenräume, in denen sich Bedeutung nicht festsetzen lässt. Jedes Bild ist für mich ein Versuch, starre Kategorien aufzubrechen und das Formhafte ins Fließen zu bringen. Was wir sehen, ist nicht das, was es ist – es ist das, was es gerade wird.

Ich arbeite mit dem, was ich „Spiel der Bedeutungen“ nenne: Farben, Formen und Zeichen, die sich nie endgültig festlegen, sondern sich in jedem Blick neu zusammensetzen. Eine Linie kann ein Tier andeuten, ein Symbol, ein Gefühl – oder sich ganz der Lesbarkeit entziehen. Diese Offenheit ist mir wichtig, denn sie spiegelt die Wirklichkeit, wie ich sie erlebe: komplex, widersprüchlich, poetisch.

Die Gemälde sind keine Illustrationen, sondern Prozesse. Sie entstehen im Dialog – zwischen Intuition, Material, Gedächtnis und Gegenwart. Dabei interessieren mich besonders Übergänge: zwischen Figur und Abstraktion, zwischen Natur und Symbol, zwischen Ordnung und Chaos. Ich will keine Antworten geben, sondern Möglichkeitsräume öffnen.

Metamorphose ist also nicht nur Thema, sondern Methode: ein kontinuierlicher Wandel der Formen, der Bedeutungen – und vielleicht auch des Blicks.

Metamorphose 01, 2024, Öl/Leinwand, 80 x 80 cm

 

Organische Verwandlungen und surreale Hybridität

 

Im ersten Bild verschmelzen Formen und Figuren zu einem wilden, beinahe animalischen Tableau. Man erkennt Augen, tierähnliche Köpfe, Pflanzenfragmente – doch nichts bleibt eindeutig.

Hier ist Metamorphose ein Spiel der Identitäten. Was ist Pflanze, was Tier, was Mensch? Die Formgrenzen lösen sich auf – genau wie sprachliche oder kulturelle Kategorien. Das Bild lädt dazu ein, Bedeutungen nicht als fix zu betrachten, sondern als wandelbare Konstrukte.
Farblich erzeugen starke Kontraste und expressive Pinselstriche eine scheinbar chaotische, aber lebendige Dynamik – wie ein Moment der Transformation in Aktion.

 

Metamorphose 02, 2024, Öl/Leinwand, 80 x 80 cm

 

Geometrie und Ritual

 

Das zweite Bild stellt eine zentral platzierte Figur dar, die archaisch, vielleicht wie eine Schamanengestalt wirkt. Die geometrischen Formen (Dreieck, Kreise) scheinen ritualhafte Bedeutung zu haben.

Hier findet Metamorphose im Übergang zwischen Symbol und Figur statt. Ist es ein Körper? Ein Kultobjekt? Eine Metapher? Die Formen deuten auf Transformation im kulturellen, vielleicht spirituellen Sinn hin. Das Spiel liegt darin, wie der Betrachter zwischen verschiedenen kulturellen Lesarten wechselt – von moderner Abstraktion zu mythischer Narration.

Metamorphose 03, 2024, Öl/Leinwand, 80 x 80 cm

 

Zeichenhafte Strukturen und semiotisches Spiel

 

Das dritte Werk ist das grafischste – mit klar konturierten Symbolen: Stern, Herz, Rechtecke, diagonale Linien. Es erinnert fast an eine Wand voller Piktogramme oder Codes.

Hier wird Metamorphose zur semantischen Verschiebung – Zeichen verlieren ihre gewohnte Funktion, werden nicht mehr eindeutig lesbar. Ein Herz ist nicht nur Liebe, sondern vielleicht auch Spiel, Ironie oder Fragment. Die Ordnung der Welt (Schrift, Zeichen) wird durch Malerei destabilisiert. Bedeutungen befinden sich im Fluss, im ständigen Werden und Vergehen.

Metamorphose 05, 2025, Öl/Leinwand, 80 x 80 cm

 

Explosion organischer Formen

 

Das vierte Bild ist eine energetische Komposition, dominiert von kräftigen Farben und runden, pflanzlich-animalisch anmutenden Formen. Eine Art „Geburtsmoment“ scheint dargestellt zu sein.

Hier ist Metamorphose rein viszeral: ein Spiel der Materie. Bedeutungen entstehen durch die Bewegung, durch die Formexplosion. Eine lilafarbene Form (wie ein Kopf oder Tier) scheint mit einer grünen Kugel zu interagieren – Geburt, Verschmelzung oder Konfrontation? Bedeutungen entstehen im Betrachten, nicht im Abbild.

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