Der Mythos ist nicht ausschließlich historisch und nur in frühen Kulturen zu finden, sondern er erscheint in der Gegenwart in den verschiedensten Strukturen. Dennoch hat er dort seinen Ursprung - und das bedeutet für mich der antike Mythos.
So sehr ich die Mythen anderer Kulturen bewundere, kenne ich doch nur die antiken Mythen einigermaßen und habe vor allem viele antike "Erinnerungstätten" besucht, sodass ich auch sozusagen die Aura dieser frühen europäischen Hochkultur geschnuppert habe.
Diese neuen Mythen sind durch eine Entleerung der primären Bedeutung und durch eine Aufwertung von allem Möglichen bestimmt: ein konfuses Wissen mit unbestimmten, unbegrenzten Assoziationen. Die neuen Mythen haben den Charakter einer Aufforderung oder einer Anrufung. Sie geben sich als Natur aus und sind doch ausschließlich im Reich der Zeichen beheimatet. Dabei geht es weniger um Fakten und Informationen als um Sehnsüchte, Ängste, Wünsche und Versprechungen, die am besten in alternativen Welten, in Möglichkeitsträumen mit affektiven, ideologischen und vor allem ästhetischen Strukturen zur Geltung kommen. Zudem macht die Entleerung des Realen Platz für affektive Besetzungen. Diese von mir als „profane Mythen“ bezeichneten Strukturen ermöglicht nun die Produktion von Gefühlen, wobei oft spielerische, komische, parodistische, aber auch groteske Züge zum Tragen kommen.
Ich kontrastiere in meinen hier präsentierten Arbeiten Fragmente von Mythosdarstellungen in Renaissance und Barock mit cartoon-, comic- und anime-artige Figurationen, die in unserer kulturindustriellen Welt massenhafte Verbreitung finden. In meine "profane Mythen" spielen deutlich karnevalistische-, aber auch Horror-Momente hinein (was nicht unbedingt ein Gegensatz sein muss).