Künstlerbuch: Das Heilige und das Profane

 

Dieses Künstlerbuch besteht aus 100 teilweise übermalter Collagen im Format 48 x 30 x  cm.

Es ist 2000 begonnen und 2025 überarbeitet worden.

 

 

Mein Künstlerbuch „Das Heilige und das Profane“ ist eine vielschichtige visuelle Erkundung der Grenzlinien zwischen Sakralem und Alltäglichem, zwischen Transzendenz und Konsumkultur, zwischen dem Dauernden und dem Flüchtigen. In dieser Serie von teilweise übermalten Collagen dekonstruiere ich bildliche Versatzstücke aus Kunstgeschichte, Werbung, Popkultur und Religion, um sie in einen neuen, oft widersprüchlichen Zusammenhang zu bringen. Der Titel selbst beschreibt die Dialektik, die das gesamte Werk durchzieht und die in der Religionswissenschaft thematisiert wird (z.B. bei Mircea Eliade)

 

Die Collagen basieren auf einer Mischung aus gefundenem Material – etwa Ausschnitten aus klassischen Gemälden, Zeitschriftenfotos, religiösen Ikonografien – und malerischen Eingriffen, die mit expressivem Pinselstrich über die Bildflächen gelegt sind. Diese gestischen Übermalungen wirken manchmal wie eine Zensur, manchmal wie eine expressive Verstärkung, oft aber auch wie ein emotionaler Kommentar. Die Farbschichtungen kontrastieren mit dem gedruckten Material – ein Mittel der Irritation, das die Lesbarkeit der Collagen bricht und neue Bedeutungsebenen schafft.

Ein wiederkehrendes Stilmittel ist das Fragmentarische: Gesichter werden zerschnitten, Hände herausgelöst, Muster überlagert oder mit Symbolen kombiniert, deren Bedeutung aus religiösen, mythologischen oder popkulturellen Kontexten stammt.

 

Der Kontrast zwischen „heilig“ und „profan“ ist nicht nur ein theoretisches Spannungsfeld, sondern auch eine ästhetische Strategie. Ich kontrastiere christliche Ikonografie (wie die Wundmale Christi oder byzantinisch anmutende Heiligendarstellungen) mit der Banalität moderner Technik (etwa einem kybernetischen Ohrstück oder glänzenden, künstlich wirkenden Gesichtern).

In einer der zentralen Collagen wird ein klassischer Heiligenkopf durch ein aggressiv eingefügtes modernes Fragment gestört: Ein Ausschnitt einer glänzenden Metallfläche, vielleicht ein technisches Objekt oder Designteil, drängt sich in den sakralen Raum. In einer anderen Arbeit schreit eine expressionistisch verfremdete Figur – ein Symbol existenzieller Angst? Oder vielleicht eine parodistische Geste?

 

Meine Arbeit ist durchdrungen von Referenzen: von der Renaissance-Malerei über religiöse Ikonen bis hin zur Pop Art. So greife ich auf Werke der Alten Meister zurück, die teilweise digital oder fotografisch reproduziert  und dann neu kontextualisiert werden. Die überarbeitete Hand mit den Wundmalen etwa ist eine Referenz auf die christliche Passionsikonografie – aber durch den Kontext der Collage wird sie mehrdeutig, möglicherweise sogar ironisch gebrochen.

Zugleich erinnert die Bildsprache in ihrer grellen Farbigkeit und emotionalen Aufgeladenheit an zeitgenössischer Medien – Ich operiere also auf zwei Ebenen: Ich paraphrasiere die Vergangenheit, während ich zugleich die Bildsprache der Gegenwart reflektiere.

Indem ich die Bildfragmente collagiere, übermale, verzerre und neu zusammensetze, erschaffe ich eine ästhetische Sprache, die vom Widerspruch lebt – dennoch getragen von der Hoffnung, dass aus diesen Rissen neue Bedeutungen aufscheinen.

 

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