Meine aktuelle Werkreihe „Zwischen Pathos und Pop“ verhandelt die Spannungsfelder zwischen emotionaler Übersteigerung und visueller Alltagsästhetik, zwischen existenzieller Geste und spielerischer Oberfläche. Sie entfaltet sich als ein hybrider Kosmos, in dem expressive Malerei, comicartige Formen, grelle Markerfarben und digitale Referenzen aufeinandertreffen – eine Ästhetik, die sich bewusst an den Rändern des Ernsthaften und des Ironischen bewegt.
Im Zentrum steht die Frage, wie sich das „Erhabene“ und das „Triviale“ im zeitgenössischen Bildraum begegnen. Wo früher die expressive Geste als Ausdruck innerer Wahrhaftigkeit galt, wird sie hier gebrochen, überlagert, zitiert – und zugleich ernsthaft weitergeführt. Der Pathosmoment bleibt bestehen, aber er wird von der Logik der Popkultur, der digitalen Überreizung und des ironischen Spiels absorbiert. Die Arbeiten setzen an diesem Knotenpunkt an: zwischen emotionaler Intensität und visuellem Überfluss, zwischen innerem Drang und äußerem Spektakel.
Formal sind die Werke geprägt von einer simultanen Kollision unterschiedlichster Bildsprachen – grobe Pinselspuren treffen auf Markerflächen, flächige Farbexplosionen auf grafische Codes, expressive Linien auf ornamentale Wiederholungen. Diese Heterogenität verweigert eine eindeutige Lesart und reflektiert damit das visuelle Rauschen einer Gegenwart, in der Authentizität und Inszenierung kaum noch zu trennen sind. Die Bilder scheinen zu pulsieren zwischen Überforderung und Klarheit, zwischen spontaner Geste und kalkulierter Konstruktion.
Die Referenzen reichen von der europäischen Nachkriegsmalerei bis zur digitalen Pop-Ikonografie, von Graffiti über Comic bis hin zu psychedelischer Grafik. Doch anstatt sich in der Collage dieser Quellen zu erschöpfen, zielt die Serie auf ein paradoxes Ganzes: ein emotionales Übermaß, das zugleich durch formale Strategien der Fragmentierung gebändigt wird.
Im Spannungsfeld „Zwischen Pathos und Pop“ wird das expressive Bild selbst zum Austragungsort kultureller Widersprüche. Pathos ("Erlebnis", "Leidenschaft") – verstanden als Aufladung, als Dringlichkeit, als gesteigerte Empfindung – trifft auf die ironische Distanz der Popkultur, die das große Gefühl in ein stilistisches Zitat verwandelt. Diese Ambivalenz ist kein Widerspruch, sondern die produktive Triebkraft meiner Arbeiten: Das eine bedingt das andere. Das Pathos braucht das Populäre, um nicht ins Sentimentale zu kippen; das Populäre braucht das Pathos, um Bedeutung zu erzeugen.
Die Serie ist daher auch ein Kommentar auf unsere visuelle Gegenwart: eine Zeit, in der Emotionen stilisiert, Oberflächen überhöht und Bedeutungen permanent in Bewegung sind. Zwischen digitalem Glanz und analogem Schmutz, zwischen Überfluss und Mangel an Sinn sucht das Bild nach einem neuen Ausdruck – nach einem anderen Ernst inmitten der Ironie.
So oszilliert „Zwischen Pathos und Pop“ zwischen Aufrichtigkeit und Spiel, zwischen der Sehnsucht nach Bedeutung und der Lust an der Oberfläche – und entwirft in dieser Spannung eine eigene, vielstimmige Bildsprache, die sowohl überfordert als auch verführt.