In diesen neuen Serien bleibt der menschliche Gestus unverkennbar: jeder Pinselzug, jede Überlagerung, jede Unregelmäßigkeit zeugt von der Präsenz der Hand, vom Körper, von der Unberechenbarkeit des Lebendigen und der Macht der Einbildungskraft. Die heutige Kultur, die zunehmend durch Algorithmen und standardisierte Oberflächen geprägt ist, wird damit aber nicht ignoriert, sondern eingebunden in eine malerische Bildsprache.
Es entstehen Spannungen zwischen Natur und Technik, Zufall und System, Figur und Abstraktion.
Augen, Masken, Tiere oder Schatten tauchen auf, ohne sich festzuschreiben. Sie verweisen auf mythische wie auch alltägliche Dimensionen, öffnen Assoziationsräume zwischen Archetypischem und Gegenwärtigem und legen Schichten von Bedeutungen frei – von Traum und Ritual bis hin zu digitalen Metaphern und ästhetischen Codes.
So verbinden sich organische Formen und digitale Strukturen zu abstrahierten Mythen. Denn auch die digitale Welt bringt ihre eigenen Mythen hervor: Narrative von künstlicher Intelligenz, Unsterblichkeit der Daten, allsehenden Netzwerken und kybernetischen Kontrollphantasien.
Diese Mythen sind nicht weniger wirksam als jene der Antike – sie prägen, was wir hoffen, fürchten, erwarten.
Philosophisch betrachtet öffnen die Werke einen Denkraum, in dem das „Zwischen“ selbst zum Thema wird: zwischen Hand und Maschine, Traum und Berechnung, Unbewusstem und Code. In diesem Schwebezustand erscheint das Bild nicht als Illustration einer bereits fertigen Wirklichkeit, sondern als Labor - vielleicht sogar als eine aktuelle künstlerischen Alchemie - wo ich mit den Spannungen der Gegenwart experimentiere.
Meine Werke inszenieren so eine künstlerische Antwort auf eine Welt im Umbruch: Sie bieten keine klaren Lösungen, sondern poetische Verdichtungen, die das Unsichere, Fragmentarische und Vieldeutige sichtbar machen.
Sie wären idealerweise also gleichzeitig offen und hermetisch.