Mein modernes Polyptychon „Christus, der Teufel und das Buch“ entfaltet sich wie ein visuelles Spannungsfeld zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen Ikonografie und Popkultur, zwischen Andacht und Bildrauschen. In einer Folge von vielschichtigen, collageartigen Tafeln begegnen sich klassische Darstellungen des leidenden Christus und des Teufels mit Elementen aus Comics, früherer Malerei, digitaler Ästhetik und Fragmenten profaner Bildwelten.
Ich breche bewusst die Geschlossenheit des historischen Andachtsbildes auf: Zerstückelte Gesichter, übermalte Partien, grelle Farbgesten und das Nebeneinander widersprüchlicher Bildzitate erzeugen ein Gefüge, das nicht mehr von harmonischer Einheit, sondern von Konflikten, Überlagerungen und visuellen Reibungen lebt. Christus erscheint mal entrückt, mal fremd, mal hypergegenwärtig.
Der Teufel tritt auf - als chaotische, zersetzende Kraft, die in comicartigen Explosionen, deformierten Gestalten, grellen Farbsplittern und Bild-Fragmenten sichtbar wird. Das „Buch“ schließlich fungiert als Metapher für Überlieferung, Wissen und Deutungshoheit – aber auch für eine Gegenwart, in der Bedeutungen nicht mehr stabil sind, sondern in Schichten, Zitaten und Brüchen weiterleben.
"In diesen Wendungen und Rückwendungen vervielfachen sich die gefährlichen Spiele mit der äußersten Ähnlichkeit: Gott, der Satan so sehr ähnlich sieht, der Gott so gut imitiert..." (Michel Foucault, Die Prosa des Aktaion)
"Ich bin ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft" (Goethe, Mephisto, Faust I)