Auf den ersten Blick laden diese Landschaftscollagen zur Kontemplation ein: Farbenfrohe Blüten, pittoreske Landschaften und architektonische Elemente verweisen auf eine idealisierte, scheinbar heile Naturwelt. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich Brüche, Überlagerungen, visuelle Reibungen - kurzum: eine Ästhetik der Vieldeutigkeit.
Fragmentierung als Bedeutungsoffenheit
Die Collage-Technik fungiert als Grundstruktur dieses Spiels. Bilder werden zerschnitten, neu kombiniert, teilweise übermalt. In dieser Fragmentierung spiegelt sich, was Jacques Derrida mit "Différance" bezeichnet: Bedeutungen sind stets verschoben, niemals abgeschlossen. Der Betrachter ist eingeladen, eigene Sinnzusammenhänge zu schaffen, anstatt einer vorgegebenen Lesart zu folgen.
Die Collagen werden zu offenen Texturen, zu Projektionsflächen für Deutungen.
Zwischen Konstruktion und Dekonstruktion der Natur
Gerade die Collagen nach Parks verweisen explizit auf gestaltete, kulturell überformte Natur. Der englische Landschaftsgarten war im 18. Jahrhundert ein Ort des Ästhetischen, Politischen und Philosophischen. In den Collagen erscheinen Tempel, monumentale Bäume, exotische Blüten - Elemente, die eine idealisierte Natur inszenieren. Doch durch Überlagerungen, Bildbrüche und malerische Eingriffe wird diese Inszenierung gebrochen. Die Natur wirkt nicht mehr harmonisch, sondern überfüllt, überwältigend, beinahe bedrohlich.
Die Übermalungen fungieren als Akte der Dekonstruktion: Sie entziehen dem Bild seine mimetische Kraft und erinnern daran, dass es sich hier um Konstruktionen handelt. Umberto Ecos Konzept des "offenen Kunstwerks" wird sichtbar: Die Werke sind nicht geschlossen, sondern laden zu ständig neuen Interpretationen ein.
Postkartenidylle im Widerstreit
Manchmal scheint auf den ersten Blick ein mediterranes Urlaubsparadies dargestellt zu sein: Palmen, glitzerndes Wasser, helle Farben. Doch auch hier wird das Bild durch die Übermalung des Himmels oder des Wassers ins Künstliche überführt. Die Bildfläche verliert ihre Tiefe, ihre fotografische "Objektivität". Die Idylle wird zur Oberfläche, zum Zeichen.
Die Tropenpflanzen im Vordergrund, das Blau der Farbe, das über den See gezogen ist - all das verweist auf die Medialität der Naturdarstellung. Was wie ein Naturbild aussieht, entlarvt sich als kulturelle Überformung. Erinnerung, Nostalgie und künstlerische Manipulation verschränken sich.
Das offene Spiel mit Naturbildern
Im Paradigma des Spiels der Deutungen wird die Landschaft nicht als festes Motiv verstanden, sondern als fluide Projektionsfläche: Natur wird inszeniert, gebrochen, verhandelt. Die Collagen fordern ihre Betrachter auf, sich aktiv am Bedeutungsprozess zu beteiligen. In diesen Arbeiten entfaltet sich eine produktive Mehrdeutigkeit. Ein Spiel, das nie zu Ende ist.