Genesis 07, 2022, Acryl/Collage, 100 x 70 cm
Unter einer traumhaften tropischen Küste erstrecken sich Fragmente von Kunst und Kultur: Badende, eine mittelalterliche Schrift, ein Totenkopf mit Körpern, eine Hand mit blauem Umhang… Bemerkenswert ist die Anordnung der „Kultur“ unterhalb des Strandes (der „Natur“): „Kultur“ scheint hier das eigentlich Verborgene, erst der archäologischen Arbeit sich Erschließende. Meine Vision ist dabei die einer Natur, die in einem Zusammenspiel mit der Kultur sich entfaltet und umgekehrt. Allerdings „liebt es die Natur sich zu verbergen“, wie ein berühmtes Fragment des vorsokratischen Philosophen Heraklit lautet. Dies um so mehr, als der heute schmerzhaft erfahrene Gegensatz von Natur und Kultur sich nicht so ohne weitere auflösen lässt. Der Titel „Genesis“ bedeutet für mich die Metamorphose der Kulturen, der Identitäten, der Phantasmen.
Bei dieser mit „Genesis“ betitelten Serie ließ ich mich von den berühmten ersten Sätzen der alttestamentarischen Genesis inspirieren: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ Für das „Wasser“ nahm ich eigene Fotos von Sonnenuntergängen über dem Pazifik in Costa Rica, in die ich Abbildungen des Gesichts von Christus (Genesis 01) und von griechischen Göttern vom Zeus-Tempel in Olympia (Genesis 02) fügte. Dies weist auf die großen Ursprungserzählungen der Menschheit hin, zu denen auch die Genesis-Erzählung des Alten Testaments gehört.