Lachen

„Vom Wesen des Lachens und allgemein von dem Komischen in der bildenden Kunst“ ist der Titel eines Essays von Charles Baudelaire, in dem er – im Gegensatz zu den meisten Theoretikern des Komischen – das Komische nicht nur aus einer Widersprüchlichkeit heraus, sondern aus dem Dämonischen oder (in seinen Worten) aus dem „Satanischen“ ableitet. Seine Begrifflichkeit speist sich zwar zum Teil aus der „Schwarzen Romantik“ des 19. Jh., doch weist seine Charakterisierung des Lachens als dem Schrecklichen zugehörig über seine Zeit hinaus.

Dieser Schlüsselsatz zum gesamten Essay wird verständlich unter der Prämisse Baudelaires, dass der Weise erkennt, dass im Lachen immer etwas Konvulsivisches, also Unkontrolliertes steckt, dem auch ein Ver-Lachen anhaftet, aus dem eine Selbst-Überlegenheit resultiert. Wie problematisch letzteres auch sein mag, es war und ist für Menschen selbst in schwierigsten Situationen die Möglichkeit, dem feindlichen und gleichgültigen Umfeld Paroli zu bieten

„Und dieses Lachen ist die unaufhörliche Entladung seines Zorns und seines Leidens. Es ist…die notwendige Resultante seiner widersprüchlichen Doppelnatur, die…unendlich erhaben ist, jedoch wieder unendlich nieder und gemein, verglichen mit dem unendlich Wahren und Gerechten.“

Aus dieser Erkenntnis, dass das Komische aus dem Aufeinandertreffen von Erhabenem und vermeintlich Niedrigem resultieren kann, kommt Baudelaire zu einer Unterscheidung des Lachens in eine „absolute Komik des Grotesken“ und eine „gewöhnliche, gegenständlich deutbare“, die er als „Inhaltskomik“ definiert.

Er lässt keinen Zweifel daran, dass für ihn das „Lachen des Grotesken“ „etwas grundsätzlich Tieferes und Elementares ist, das sich viel mehr dem urtümlichen Leben und der von jedem Zweck gelösten Freude nähert als jenes durch Satire und Karikatur hervorgerufene Lachen“.

Das Wesen des Lachens ist selbst nichts Eigentliches, Letztes, zugrunde Liegendes, objektiv Fassbares und doch bleibt es wesentlich. Alessandro Baricco hat das in seinem Essay zu Rossini und Mozart mit dem vielversprechenden Titel „Sterben vor Lachen“ angesichts des „Don Giovanni“ so ausgedrückt:

„Hinter der Wucht des Begehrens steckt nichts: es ist nur ein Spiel der Masken, Täuschungen, Verkleidungen…im dichten Spiel der Simulationen findet nicht einmal Mozart einen Spalt, durch den er ein Ursprüngliches, ein sich Entfaltendes, einen Don Giovanni als Subjekt einführen könnte.“

Darin äußert sich nach Baricco eine ruinöse Diskrepanz zwischen Natur und Subjekt, jener Diskrepanz, die wohl die letzte Referenz des Komischen ist.

Angeblich lachen Tiere nicht, außer im Cartoon

 

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