Frühe "Alte Meister"

Das Wieder-Malen, Wieder-Collagieren und Wieder-Skulpieren beinhaltet idealtypisch das Spiel mit den Bedeutungen, Bearbeitungen und Ideen des ursprünglichen Werks und deren Wiederhall heute, sowohl beim Künstlers wie beim Betrachter. Mein künstlerisches Ziel ist also ein dialogisches – und eben kein kunsthistorisches. Dies alles bezeichne ich als "Re-Inszenierung".

 

Die wunderbare Bildvermehrung, diese Springflut des Imaginären, erscheint aber nicht als Variation eines hinter oder über dem Bild liegenden allgemeinen „Wesens“, wie alter Wein in neuen Schläuchen. Vielmehr ist jedes Bild wie eine Haut, die man abzieht und darunter kommt – eine neue Haut zum Vorschein etc.

In meiner künstlerischen Welt kann jedes Bild unendlich viele neue Bilder generieren.

 

Die hl. Cäcilie, 1988, Öl auf Leinwand, 190 x 180 cm

 

Die drei Engelsköpfe sind nicht der Überfülle der früheren piktorialen Angelogie entnommen, wie etwa bei Raffael oben in der himmlischen Zone des Bildes, sondern sehen eher nach einer Inszenierung von Modelabels wie aus, wo  Models im Engel-Outfit erscheinen. Die beiden Heiligen, Cäcilia und Paulus, scheinen von dem angelogischen Treiben eher unbeeindruckt und verharren in ihrer, auf das Jenseitige gerichteten inneren Einkehr.

Will ich damit die klassische metaphysische Welt der Renaissance mit dem materialistischen massenmedialen Konsum-Glamour – in einer Art „cultural jamming“ – konfrontieren? Oder gar umgekehrt: die Konsumwelt sozusagen metaphysisch aufpimpen?

 

Die Vision des Ezechiel, 1988, Öl auf Leinwand, 120 x 95 cm

 

 

"Oben auf dem Gebilde des Thrones aber saß eine Gestalt, anzusehen wie ein Mensch. Ich sah auch etwas wie Goldschimmer, wie das Aussehen eines Feuers inwendig ringsum; von der Erscheinung seiner Lenden nach oben hin und von der Erscheinung seiner Lenden nach unten hin sah ich wie das Aussehen eines Feuers, und ein Glanz war rings um ihn her. Wie der Bogen aussieht, der an einem Regentag in den Wolken erscheint, so war auch der Glanz ringsum anzusehen. So war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn. Als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht; und ich hörte die Stimme von einem, der redete."                       Ezechiel 1:4-28

 

Mars und Venus, 1989, Öl auf Leinwand, 190 x 180 cm

 

 

 

Paolo Veronese ist nach wie vor einer meiner Lieblingsmaler. Ich schätze an ihm seine Inhaltslosigkeit, seine farbliche Raffinesse, sein opulentes, aber nie aufdringliches Inkarnat, sein Faible für Schönheit und die wunderbar festliche Transparenz seiner Gemälde, die in den Himmel der Malerei entführt.

 

Heribert Heere

KÜNSTLER

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