Frühe Gemälde

Gelber Kopf, 1984, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm

 

Die leibhaftige Malerei, wie sie für mich Ziel und Kulminationspunkt der Malerei ist, entsteht für mich in der Konfrontation, dem Streit und der Einschreibung bzw. Einmalung von Virtuellem in die Textur der Bildoberfläche, der Faktur.

Der Bildkörper kann haptisch mittels der Faktur erfasst werden, sein Leben ist aber wie das der Götter imaginär – und trotzdem wirklich. Deshalb hat mich ein Realismus nie interessiert – und auch kein „Irrealismus“, der für mich die Kehrseite derselben Medaille ist. Doch fehlen mir auch die Emphase und die Anmaßung des „Urbildes“. Dazu bin ich zu verliebt in die glänzenden, glamourösen Oberflächen.  Anders als der verrückte Frenhofer in Balzacs Novelle muss ich nicht jahrzehntelang alle Bilder übermalen, bis nur eine (fast) weiße Faktur übrigbleibt, sondern praktiziere gemalte "Transparenzen".

Der Philosoph Merleau-Ponty schreibt: "Alle Probleme der Malerei sind gegeben und „gerechtfertigt“. Jenes sinnliche Äquivalent, das die Malerei zu den Dingen schafft, ist nun gerade kein schwächeres Double, kein Trompe-l’oeil, sondern eine Vergegenwärtigung des Abwesenden. Das Auge sieht die Welt und was ihr fehlt, um ein Gemälde zu sein, und was an dem Gemälde fehlt, um es selbst zu sein; es sieht auf der Palette die Farbe, nach der das Gemälde verlangt. Es ist das Sichtbare, das uns der Maler sehen lässt, jene zauberkräftige Welt und es ist das Sichtbare, das den Maler, während er malt, eine magische Theorie des Sehens praktizieren lässt“. (Maurice Merleau-Ponty, Das Auge und der Geist)

 

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