Die Schönheit des (Papier) Geldes

 

Geld und Magie 01, 2016, Arcryl/Collage, 33 x 48 cm

 

Hier werden Kaninchen aus Eimern gezaubert, Schweine grunzen vor dem Hintergrund einer alchemistischen Zeichnung, während links ein junger wackerer Bergmann sein Untertagewerk mit dem Presslufthammer verrichtet. Zahlen sowie Plus und Minus schwirren durch die übermalte Collage. Der Kumpel entstammt einer Grafik auf einer Banknote, als wollte man damit andeuten, dass nur die stete fleißige Arbeit den Wert des Papiergeldes garantiert; vielleicht mit dem Hintersinn, dass man doch nicht nur das schwarze Gold aus dem Berginnern gewinnt, sondern eines Tages auf eine Ader mit wirklichem Gold stößt.

 

Like, 2016/24, High Quality Print auf Dibond, 60 x 2100 cm

 

 

 

 

 

 

Sol und Luna, 2016, Fine Art Print unter Acrylglas, 45 x 60 cm

 

In der Vormoderne stellte man sich die Materie als belebt vor. Damit verband die Alchemie eine lange mythologische Tradition der heiligen göttlichen Hochzeit zur „Chymischen Hochzeit“. Diese beinhaltet die Vereinigung von männlichem Sulphur/Schwefel (Vater) und weiblichem Mercurius (Mutter), die eine neue Substanz als ihr Kind zeugen, das wiederum als Mercurius bezeichnet wurde. Die Protagonisten dieser „chymischen Hochzeit“ können in der Alchemie auch König und Königin oder Sol (Sonne) und Luna (Mond) sein. Der Mercurius vermittelt zwischen Körper und Geist und wird oft als Hermaphrodit dargestellt, der Männliches mit Weiblichem verbindet. Überhaupt macht es für uns Heutige den Charme der vergangenen alchemistischen Welt aus, dass dort, wo unpersönliche Formeln und empirische Wissenschaft herrschen, ein buntes Gewimmel aus personifizierter Materie sich tummelt mit fast surrealistischem Gepräge.

Die alchemistische Kopulation der geflügelten Sol und Luna, Sonne und Mond, - geflügelt deshalb, weil sich die Körper in flüchtigem Zustand befinden – werden im nächsten Bild mit anderen geflügelten Wesen konfrontiert, nämlich zwei Vögeln, die ich einer Banknoten-Grafik entnommen habe.

 

Geld und Magie 10, 2016, Acryl/Fine Art Print, 33 x 48 cm

 

In „Geld und Magie 10“ habe ich ein seltsames Paar auf einer Banknote mittels Collage in einen Zusammenhang gebracht mit dem „Philosophischen Merkur“, hier in einer Phiole entstanden, die von zwei Putti gehalten wird. Die Dame links hat als Kopf das Auge Gottes und der Herr daneben muss einen Affenkopf tragen, alles den schönen Bildern auf Banknoten entnommen. Will ich damit auf die nicht immer ganz einfachen Beziehungen zwischen Evolution und göttlicher Schöpfungshohheit anspielen? In jedem Fall hat das Geld sich von Anfang an um göttliche Validierung bemüht anstatt evolutionäre Schützenhilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht umsonst steht auf der Rückseite der 1-Dollar-Note:

IN GOD WE TRUST

Der „philosophische Merkur“  hat in der äußerst komplexen, z.T. widersprüchlichen, vieldeutigen Symbolik der Alchemie die Bedeutung eines flüchtigen Metalls, des Quecksilbers, kann aber auch schon den Endzweck allen alchemistischen Tuns bedeuten, nämlich die Gewinnung des „Steins der Weisen“, eine vermeintlich magische Substanz, der man u.a. die Möglichkeit der Goldgewinnung zuschrieb. Man interpretierte das „Große Werk“ der Alchemisten aber auch als ethisch-philosophischen Läuterungsprozess.

 

Bärli, 2018, Acryl/Fine Art Print auf Dibond, 100 x 75 cm

 

 

 

 

 
 

Heribert Heere

KÜNSTLER

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