Marker-Zeichnungen

 

 

Die hier präsentierten Marker-Zeichnungen mit Titeln wie „Neon-Entität“, „Kampf der Ebenen“ und „Kompass der Empfindung“ bilden ein Ensemble, das tief in die expressive, fragmentarische und oft konfrontative Dimension menschlicher Wahrnehmung eindringt. Trotz (oder gerade wegen) ihrer rohen Materialität – Marker auf Papier – entfalten sie Dimensionen, die sowohl durch Farbintensität als auch durch formale Spannung getragen werden. Sie erscheinen wie visuelle Notationen innerer Zustände, die sich einer Interpretation widersetzen und stattdessen auf energetischer, psychologischer und emotionaler Ebene kommunizieren.

 

Alle diese Bilder sind geprägt durch eine starke Fragmentierung der Bildfläche. Formen überlagern sich, Grenzen verschwimmen, Perspektiven sind verzerrt. In „Kampf der Ebenen“ ist der Titel bereits programmatisch: Unterschiedliche Farbfelder und Formen kämpfen regelrecht um Aufmerksamkeit. Grüne und violette Flächen kollidieren mit linearen Mustern, während ein groteskes grünes Gesicht im Vordergrund dominiert – fast wie ein deformierter Wächter einer inneren Landschaft. Der Bildraum ist instabil, aufgeladen, widersprüchlich. Es scheint, als sei die Realität in Fragmente zerfallen, die sich nicht mehr zu einem harmonischen Ganzen fügen lassen.

Auch „Kompass der Empfindung“ verzichtet auf eine klare narrative Linie. Stattdessen ist das Bild in vier Segmente aufgeteilt, die sich zwar formal an einem Kreuz orientieren, inhaltlich jedoch disparat sind. Hier spiele ich mit Kontrasten: rot-gelbe Kreise treffen auf eine weinende Figur, schwarze Tiefen auf hellblaue Wasserflächen. Der „Kompass“ weist nicht nach Norden, sondern in alle Richtungen zugleich .

 

Die Farbwahl ist in allen drei Werken expressiv, teils aggressiv. Die Marker-Technik zwingt zur Klarheit – ich verwende hier keine feinen Übergänge, keine sanften Modulationen. Diese Härte der Linien und Flächen korrespondiert mit dem Inhalt: Konflikte, Grenzverschiebungen, emotionale Überforderungen.

In „IMG_0329.jpg“ etwa dominiert ein gesichtsähnliches grünes Objekt mit Zähnen, umgeben von leuchtend orangefarbenen und roten Kreisformen, die an Augen erinnern. Es wirkt beinahe wie ein hybrides Wesen – zwischen Comicfigur, Maske und Monster. Die Zähne grinsen, aber nicht freundlich – eher bedrohlich.

 

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die ambivalente Beziehung zwischen Figuration und Abstraktion. In diesen Bildern gibt es anthropomorphe Elemente – Augen, Münder, Körperfragmente – doch sie sind verfremdet, verzerrt, entstellt. Sie scheinen nicht als Personen zu sprechen, sondern als archetypische Ausdrucksformen.

Insbesondere in „Kampf der Ebenen“ ist diese Spannung spürbar: das grüne Gesicht im Vordergrund hat zwar Augen und Mund, aber sie sind verzerrt, beinahe maschinell. Der Raum um diese Figur bleibt undeutlich – ist es eine Landschaft? Ein Innenraum? Ein psychischer Raum? Diese Unschärfe erzeugt eine Irritation des Blicks.

 

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