Die indische Götterwelt fasziniert die Europäer schon lange, angefangen von den Griechen im Gefolge Alexanders, die Shiva schon mit Dionysos identifizierten. Auch heute ist der überbordende strahlende Polytheismus Indiens „angesagt“, wobei oft die Sehnsucht nach einem Neo-Mythos mitschwingt. Die europäischen antiken Göttinnen und Götter sind im Gegensatz zu den indischen längst verdämmert und trotz Hölderlins Hoffnung auf deren Wiederkehr „nur“ mehr zwischen Buchdeckeln, auf Leinwänden, in Stein und Bronze, auf der Kinoleinwand und auf den Bildschirmen lebendig.
In dieser Collagen-Serie verwende ich zeitgenössische indische Illustrationen, die, von der Pop-Art inspiriert, den Bedarf in westlichen Ländern an indischer Götterwelt decken soll.
Kali 02, 2022, Mixed Media, 100 x 70 x 7 cm
Kali ist die indische Göttin des Todes, Zerstörung, aber auch der Erneuerung.
Diese Collage ist eine Verschmelzung von traditionellen und zeitgenössischen Kunsttechniken, wobei verschiedene Materialien und Stile verwendet werden. Der Hintergrund der Collage ist in einer Mischung aus lebhaften Pinselstrichen und fotorealistischen Elementen gestaltet, was eine Art gemalte Landschaft oder Dschungelszene andeutet.
Im Vordergrund Kali mit einem modernen, fast popartigen Touch.
Der Darstellung der "Kali" weist auf eine tiefere Bedeutungsebene hin, die sich mit Themen der Transformation, Zerstörung und Wiedergeburt beschäftigt. Damit durchbreche ich die traditionellen Grenzen der religiösen Ikonographie.
Shiva 01, 2022, Acryl/Collage, 100 x 70 cm
Meine Collage „Shiva“ vereint traditionelle religiöse Symbolik und thematisiert transkulturelle Auffassungen von Spiritualität und Natur, Ost und West.
Im Zentrum der Collage steht das farbenreiche Porträt des hinduistischen Gottes Shiva, eines der bedeutendsten Götter im indischen Pantheon. Die Darstellung orientiert sich an der klassischen Ikonografie: Shiva trägt den Halbmond im Haar, eine Schlange um den Hals und das Dritte Auge auf der Stirn – Symbole der Kontrolle über Zeit, Tod und Erkenntnis. Seine rechte Hand zeigt die Geste der Furchtlosigkeit (Abhaya Mudra), seine Brust ist geschmückt mit Perlenketten, sein Blick ruhig und allwissend. Im Hintergrund sind die schneebedeckten Gipfel des Himalayas zu erkennen – die mythologische Heimat Shivas
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Diese traditionelle Darstellung wird in einen gänzlich anderen Kontext gestellt: Die Collage platziert das göttliche Abbild vor eine fotorealistische Landschaft mit tropischer Vegetation, Meeresblick und modernen Objekten. Hinzu kommen abstrakte Bildelemente wie Farbkleckse, Zersplitterungen und überlagerte Flächen, die bewusst den Eindruck des Fragmentierten und Assoziativen erzeugen.
Ich greife auf ein stark kodiertes Bild zurück – das Porträt Shivas – und erweitere dessen traditionelle Mythologie durch die Einbettung in eine neue, weltliche Umgebung. Die visuelle Spannung zwischen sakraler Symbolik und säkularer Gegenwart erzeugt eine Reibung, die Fragen nach Identität, Globalisierung und kultureller Zugehörigkeit aufwirft.