Himmelsbilder

Ausgangspunkt meiner Serie von digitalen Collagen mit dem Titel „Himmelsbilder“ ist ein barocker Himmelsatlas, in dem das ptolemäische Sphärenmodell und die Tierkreiszeichen in opulenter Bildsprache dargestellt sind. Dieses historische Weltbild – reich an Symbolen, bevölkert von Sternengöttern, Engeln und mythologischen Gestalten – dient als visuelles und konzeptuelles Fundament für die Collagen. Denn obwohl das geozentrische Universum wissenschaftlich überholt ist, prägt es bis heute unsere kulturellen Imaginationen: unsere Träume, unsere Ängste, unsere metaphysischen Sehnsüchte.

 

Die Collagen erkunden genau diesen paradoxen Raum, in dem vormoderne Kosmologien weiterwirken. Digitale Bildfragmente, Flammen, Farbstörungen und Körper erscheinen wie Störsignale, die die barocke Ordnung durchbrechen. Zeitlichkeiten überlagern sich: ikonografische Traditionen begegnen der Ästhetik des Digitalen, astronomische Diagramme verwandeln sich in visuelle Explosionen, sakrale Gesten werden zu Pixelgestirnen. So entstehen Bildräume, die sich der linearen Entwicklung von Weltmodellen entziehen und stattdessen die Gleichzeitigkeit von Vergangenem und Gegenwärtigem behaupten.

 

„Himmelsbilder“ macht sichtbar, wie sehr unsere Vorstellungswelt weiterhin im kosmischen Denken der Vormoderne verwurzelt ist — in der Idee eines belebten Himmels, in der Suche nach Bedeutung in Sternen und Zeichen, in der Überzeugung, dass es über uns etwas gibt, das die Ordnung der Welt berührt. Die Collagen verweben diese tradierten Bilder mit dem Unruhigen, Fragmentierten, Übersteuerten des Digitalen und erzeugen so eine Ästhetik des Zwischenraums, in dem die Grenzen zwischen Mythos und Technik, Offenbarung und Entropie verschwimmen.

In diesem Spannungsfeld lädt die Serie dazu ein, den Himmel nicht nur als physikalischen Raum zu betrachten, sondern als ein Geflecht kultureller Projektionen — ein Ort, an dem sich die großen Erzählungen der Vergangenheit mit den fluiden Visionen der Gegenwart überlagern.

 

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